
„Welcher Lerntyp bin ich?“ Diese Frage stellen sich viele, die ihren Lernprozess optimieren möchten. In diesem Artikel erfährst du, woran du deinen persönlichen Lerntyp erkennen kannst und welche Lernstrategien am besten zu deinem Lerntypen passen, damit du effektiver lernen kannst.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Jeder Mensch nimmt Informationen unterschiedlich auf. Die Einteilung in verschiedene Lerntypen hilft dabei, die eigenen Stärken im Lernprozess besser zu verstehen.
- Indem du deine Lernmethoden auf deinen persönlichen Lerntyp abstimmst, kannst du nicht nur effektiver lernen, sondern den Lernprozess auch angenehmer und motivierender gestalten.
- Viele Menschen gehören nicht nur zu einem Lerntyp. Sogenannte Misch-Lerntypen kombinieren verschiedene Lernmethoden und können sich flexibel an unterschiedliche Lernumgebungen anpassen.
Was ist ein Lerntyp?
Ein Lerntyp beschreibt, auf welche Weise Menschen Informationen am besten aufnehmen und verarbeiten. Jeder Mensch lernt anders, weswegen auch der Lernprozess individuell ist.
Es gibt verschiedene Lerntypen, die sich durch ihre bevorzugten Lernmethoden unterscheiden:
- Visuelle Lerntypen verarbeiten Inhalte am effektivsten über Bilder, Diagramme, Farben oder Mindmaps. Sie denken oft „in Bildern“ und profitieren von anschaulichem Lernmaterial.
- Auditive Lerntypen lernen besonders gut durch Zuhören und Sprechen, z. B. durch Podcasts, Vorträge oder das laute Wiederholen von Lerninhalten.
- Kinästhetische Lerntypen benötigen Bewegung und praktische Erfahrungen, um Informationen zu verinnerlichen. Sie lernen besonders gut durch Ausprobieren und aktives Tun.
- Kommunikative Lerntypen bevorzugen den Austausch mit anderen. Diskussionen, Lerngruppen oder Erklärungen helfen ihnen, neue Inhalte besser zu verstehen.
In der Umsetzung ist eine strikte Kategorisierung dennoch nicht immer möglich, da viele Menschen eine Kombination aus mehreren Lernstilen nutzen. In diesem Fall spricht man vom sogenannten Misch-Lerntyp.
Mythos oder Methode? Der wissenschaftliche Hintergrund von Lerntypen
Die Einteilung in Lerntypen stellt in der Wissenschaft ein durchaus kontroverses Thema dar. Während viele das Konzept als hilfreiche Orientierung im Alltag nutzen, weisen einige Wissenschaftler darauf hin, dass die klare Zuordnung zu einem bestimmten Lerntyp nicht immer haltbar ist. Denn Lernpräferenzen sind individuell und oft vielschichtiger, als es strikte Kategorien vermuten lassen.
Tatsächlich repräsentieren die wenigsten Menschen die „Reinform“ eines Lerntyps, sondern zeigen Merkmale verschiedener Lerntypen.
Das VARK-Modell von Neil Fleming
Das VARK-Modell von Neil Fleming ist ein weiteres weltweit anerkanntes Konzept zur Beschreibung unterschiedlicher Lernstile. Der Name VARK steht dabei für:
- Visuell (Visual): Lernende dieses Typs bevorzugen grafische Darstellungen wie Diagramme, Mindmaps und Bilder und behalten Informationen besser, wenn sie diese sehen können.
- Auditiv (Aural): Dieser Lerntyp lernt besonders gut durch Hören und Sprechen. Vorträge, Diskussionen, Podcasts oder das laute Wiederholen von Inhalten unterstützen ihn beim Verarbeiten neuer Informationen.
- Lesend-schreibend (Read/Write): Menschen mit diesem Lerntyp verarbeiten Inhalte besonders effektiv über geschriebene Worte, d.h. durch Lesen von Texten und Schreiben von Notizen, Zusammenfassungen oder Listen.
- Kinästhetisch (Kinesthetic): Kinästhetische Lernende brauchen praktische Erfahrungen. Sie lernen am besten durch Handeln, Bewegung, Experimente oder reale Beispiele, die sie direkt erleben können.
Die Lernstile von David A. Kolb
Das Lernmodell von David A. Kolb basiert auf der Idee, dass Lernen ein zyklischer Prozess ist. Dieser sogenannte Lernkreislauf besteht aus vier Phasen, die sich idealerweise abwechseln: konkrete Erfahrung, Beobachtung, abstrakte Konzeptbildung und aktives Ausprobieren. Daraus ergeben sich vier Lernstile, die unterschiedliche Lernpräferenzen beschreiben:
- Entdecker (Diverger): Sie lernen durch Erleben und Beobachten und sind besonders gut darin, Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und kreativ zu denken.
- Denker (Assimilator): Sie bevorzugen es, komplexe Zusammenhänge zu durchdenken. Zudem analysieren sie gerne und arbeiten mit Modellen.
- Entscheider (Converger): Sie setzen Wissen gezielt in die Praxis um und sind lösungsorientiert, analytisch und lernen am besten, wenn sie klare Aufgabenstellungen bearbeiten können.
- Praktiker (Accommodator): Sie lernen am besten durch aktives Tun und direkte Erfahrungen, sind experimentierfreudig, handeln schnell und sind offen für neue Herausforderungen.
Die vier bekanntesten Lerntypen und ihre Merkmale
Die folgenden vier bekanntesten Lerntypen basieren auf dem Modell von Frederic Vester und umfassen den visuellen, auditiven, kommunikativen und motorischen Lerntyp.
Der visuelle Lerntyp
Menschen mit einem visuellen Lerntyp nehmen Informationen am besten über das Sehen auf. Ihr Gehirn verarbeitet visuelle Reize besonders effektiv, weswegen sie insbesondere von anschaulichen Darstellungen und strukturierten Lernmaterialien profitieren.
Typische Methoden für diesen Lerntyp sind:
- Bilder und Grafiken
- Diagramme und Schaubilder
- Mindmaps und Skizzen
- Videos und Animationen
- Farblich strukturierte Notizen
Visuelle Lerntypen prägen sich Inhalte am besten mit Karteikarten, farbigen Markierungen oder Lernpostern ein. Auch das Erstellen eigener visueller Hilfsmittel, etwa durch Zeichnungen oder selbst gestaltete Mindmaps, kann sich für den visuellen Lerntyp als hilfreich erweisen.
Der auditive Lerntyp
Auditive Lerntypen verarbeiten Informationen am besten über das Hören. Sie lernen besonders effektiv, wenn Inhalte gesprochen werden, sei es durch Zuhören, Sprechen oder den Austausch mit anderen.
Hilfreiche Methoden für diesen Lerntyp sind:
- Vorträge und Präsentationen
- Diskussionen und Gespräche
- Hörbücher und Podcasts
- Lautes Vorlesen und Wiederholen
- Eigene Lerninhalte als Audio aufnehmen
Menschen mit diesem Lerntypen profitieren davon, den Lernstoff laut aufzusagen, sich Vokabeln vorsprechen zu lassen oder im Tandem Inhalte gegenseitig zu erklären. Auch das Bilden von Eselsbrücken kann unterstützend wirken.
Der kommunikative Lerntyp
Kommunikative Lerntypen lernen am besten im Austausch mit anderen. Für sie ist der Dialog entscheidend, da sie laut denken, Fragen stellen und ihr Verständnis durch Gespräche, Rückmeldungen und gemeinsame Reflexion entwickeln können.
Typische Lernmethoden, die diesen Lerntyp besonders unterstützen, sind:
- Lerngruppen und Tandemlernen
- Diskussionen und Debatten
- Brainstormings zu Lerninhalten
- Inhalte in eigenen Worten erklären oder präsentieren
- Nutzung von Foren und Online-Lernplattformen
Kommunikative Lernende profitieren davon, aktiv über den Stoff zu sprechen. Das Formulieren von Gedanken, aber auch Feedback von anderen, sei es Zustimmung, Widerspruch oder Nachfragen, hilft ihnen, Informationen zu verinnerlichen.
Der motorische Lerntyp
Motorische Lerntypen – auch als haptische oder kinästhetische Lernende bekannt – lernen am besten durch aktives Tun. Sie brauchen Bewegung und Handlung, um Inhalte zu verstehen. Wissen „begreifen“ sie im wahrsten Sinne des Wortes durch Anfassen, Ausprobieren und Mitmachen.
Besonders wirkungsvoll für diesen Lerntyp sind Lernmethoden wie:
- Praktische Übungen und Experimente
- Modelle und Rollenspiele
- Bewegtes Lernen (z. B. Gehen beim Vokabellernen)
- Lernen durch Nachspielen oder Nachstellen von Situationen
- Learning by doing
- Frage-Antwort-Spiele oder interaktive Lernformen
Motorische Lernende verfügen oft über ein sehr gutes Körpergedächtnis, etwa bei Sport, handwerklichen Tätigkeiten oder kreativen Prozessen. Für sie ist es wichtig, dass Lernen nicht nur theoretisch, sondern auch spürbar und erfahrbar ist. Je aktiver sie in den Lernprozess eingebunden sind, desto länger bleibt das Gelernte im Gedächtnis.

Misch-Lerntypen
Viele Menschen lassen sich nicht eindeutig einem einzigen Lerntyp zuordnen, sondern sind sogenannte Misch-Lerntypen. Das bedeutet, sie kombinieren je nach Situation verschiedene Lernmethoden. Mal hilft das Zuhören besser, mal das Aufzeichnen von Mindmaps oder das praktische Ausprobieren.
Diese Flexibilität ist ein großer Vorteil: Mischtypen können je nach Thema, Ziel oder Lernumgebung gezielt die Methode wählen, die am besten passt. Sie sind anpassungsfähig, offen für verschiedene Ansätze und profitieren von einem abwechslungsreichen Lernstil.
Statt sich strikt einer Kategorie zuzuordnen, lohnt es sich also, die eigenen Lernvorlieben bewusst wahrzunehmen und bei Bedarf verschiedene Strategien zu kombinieren.
Digitale Lernformate: So unterstützen Online-Plattformen deinen Lerntyp
Digitale Lernformate können unterschiedliche Lerntypen unterstützen. Moderne E-Learning-Plattformen stellen eine breite Auswahl an Methoden (z. B. Videos, Podcasts, interaktive Übungen oder Quizzes) bereit, die sich an individuellen Lernstilen orientieren.
Gerade für visuelle Lerntypen erweisen sich Plattformen wie YouTube als besonders hilfreich: Durch anschauliche Erklärvideos lassen sich komplexe Inhalte leichter erfassen. Auditive Lernende profitieren von Podcasts oder Audiolektionen, während interaktive Tools und Simulationen motorischen und kommunikativen Lerntypen entgegenkommen.
Ein weiterer Vorteil von digitalen Lernformaten ist die Flexibilität: Man kann die Zeit, das Tempo und die Inhalte individuell an die eigenen Bedürfnisse anpassen und so den Lernprozess effektiver gestalten.
Besser lernen mit dem passenden Lerntyp
Das Wissen um den eigenen Lerntyp kann den Lernprozess entscheidend verbessern. Die vorgestellten Modelle und Theorien bieten eine Unterstützung dabei, das persönliche Lernverhalten besser zu verstehen. Indem man die Lernstrategien an die eigenen Stärken anpasst, wird der Lernprozess nicht nur effektiver, sondern bereitet auch größere Freude.
Häufig gestellte Fragen
Was versteht man unter einem Lerntyp und warum ist das wichtig?
Ein Lerntyp beschreibt, auf welche Weise ein Mensch Informationen am besten aufnimmt und verarbeitet. Wenn man den bevorzugten Lernstil kennt, kann man gezielt Lernmethoden nutzen, die zu einem passen und so effektiver, motivierter und nachhaltiger lernen.
Wie kann ich herausfinden, welcher Lerntyp ich bin?
Um den eigenen Lerntyp zu bestimmen, kann ein Lerntypen-Test eine wertvolle Hilfe sein (z. B. der bekannte VARK-Test oder der Lernstiltest nach Kolb). Solche Tests geben dir Aufschluss darüber, wie du Informationen bevorzugt aufnimmst, und zeigen dir, welche Lernmethoden am besten zu dir passen.
Kann ich mehr als einen Lerntyp haben?
Ja, das ist sogar sehr häufig der Fall! Viele Menschen sind sogenannte Mischtypen und kombinieren je nach Thema und Situation verschiedene Lernstile. Sie können sich Informationen mithilfe von mehreren Lernmethoden verinnerlichen.
Wie kann ich meinen Lerntyp optimal nutzen?
Indem du deine Lernmethoden gezielt an deinen Lerntyp anpasst, lernst du nicht nur effizienter, sondern oft auch mit mehr Freude. Nutze Methoden, die deinen Stärken entsprechen, z. B. visuelle Hilfsmittel, gesprochene Inhalte, Bewegung oder den Austausch mit anderen.
Welche digitalen Tools passen zu meinem Lerntyp?
Digitale Lernangebote bieten für jeden Lerntyp passende Formate: YouTube-Videos unterstützen visuelle Lernende, Podcasts oder Hörbücher eignen sich ideal für auditive Typen, und interaktive Übungen oder Lern-Apps sprechen besonders motorische und kommunikative Lernende an.