Mehr als nur ein Sternchen: Was ist Gendern einfach erklärt?

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Holz-Spielsteine auf einem bunten Regenbogen-Hintergrund formen das Wort „EQUALITY“ (Gleichheit).
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Was versteht man unter „Gendern“? Ganz einfach: Es geht darum, in der Sprache alle einzuschließen. Dazu gehören Frauen, Männer und Menschen, die sich keinem Geschlecht zuordnen oder zuordnen möchten. Statt nur von „Studenten“ oder „Mitarbeitern“ zu sprechen, nutzt man in der gendergerechten Sprache Begriffe, die niemanden ausschließen. In diesem Artikel erklären wir dir, was Gendern bedeutet und warum es immer mehr an Relevanz gewinnt.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Gendern bedeutet, alle Geschlechter in der Sprache sichtbar zu machen.
  • Gendergerechte Sprache hilft dabei, alte Rollenbilder aufzubrechen und Geschlechtergleichstellung zu fördern.
  • Ob Sternchen, Doppelpunkt oder neutrale Begriffe, es gibt verschiedene Arten zu gendern.

Was bedeutet eigentlich Gendern?

Unter Gendern versteht man, alle Menschen in der Sprache – unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrer Identität – sichtbar zu machen. In der deutschen Sprache geht es dabei darum, Begriffe so zu wählen, dass sie nicht nur Männer, sondern auch Frauen und Menschen mit anderen Geschlechtsidentitäten einbeziehen. Die Debatte um geschlechtergerechte Sprache gibt es schon seit den 1970er Jahren, jedoch ist sie in den letzten Jahren immer relevanter geworden. Spätestens seit 2018, als in Deutschland die dritte Geschlechtsoption „divers“ eingeführt wurde, ist das Thema „Gendern“ auch im gesellschaftlichen Diskurs angekommen.

Immer mehr Unternehmen, Medien und öffentliche Einrichtungen achten auf Formulierungen, die einen inklusiven Ton treffen. In Jobanzeigen zum Beispiel wird aus „Mitarbeiter gesucht“ oft „Mitarbeiter*in gesucht“. Klingt vielleicht nach einer Kleinigkeit, doch diese kleine sprachliche Anpassung zeigt, dass hier alle, unabhängig von ihrem Geschlecht, willkommen sind.

Darum ist gendergerechte Sprache wichtig

Sprache beeinflusst, wie wir denken und wie wir die Welt sehen. Wenn ständig nur von „Ärzten“ oder „Lehrern“ die Rede ist, kann schnell der Eindruck entstehen, dass Männer bei diesen Berufen die Norm und alle anderen die Ausnahme seien. Das kann wiederum unbewusst Rollenbilder festigen und gewisse Berufe „männlich“ erscheinen lassen. Und genau hier kommt der Begriff „Gender“ ins Spiel. Gendergerechte Sprache setzt ein Zeichen: Alle Menschen sollen unabhängig von ihrem Geschlecht mitgedacht werden.

Gerade junge Menschen nehmen über die Sprache wahr, wer wo dazugehört. Wenn Medien oder im Unterricht immer nur von „Ingenieuren“ die Rede ist, fehlt bei Mädchen und Frauen oft die Vorstellung: Das könnte ich auch sein. Mit gendergerechten Worten kann die Vielfalt der Geschlechter sichtbarer gemacht werden. Und das fängt im Alltag an, mit der Art, wie wir kommunizieren.

Gendern in der Praxis: Diese Methoden gibt’s

Man kann auf verschiedene Arten, gendergerecht sprechen oder schreiben. Dabei gibt es nicht die eine richtige Methode. Welche Variante man wählt, hängt vom Kontext, vom Medium und den persönlichen Präferenzen ab.

Doppelnennung

Eine der bekanntesten Formen ist die Doppelnennung, zum Beispiel „Lehrerinnen und Lehrer“. Sie wirkt klar und eindeutig, macht jedoch Texte schnell lang und wiederholend und schließt nicht-binäre Personen aus.

Neutralisierung

Etwas schlanker ist die Neutralisierung: Statt „Mitarbeiter“ oder „Studenten“ sagt oder schreibt man einfach „Mitarbeitende“ oder „Studierende“. Diese Begriffe sind geschlechtsneutral und gut lesbar. Allerdings sind sie nicht immer anwendbar, da manche Berufe keine passende neutrale Form haben.

Gendersternchen (*)

Sehr verbreitet ist auch das Gendersternchen, wie in „Lehrer*innen“. Es steht für alle Geschlechtsidentitäten (auch nicht-binäre) und setzt somit ein starkes Zeichen für Inklusion. In amtlichen Texten ist es allerdings bisher nicht offiziell anerkannt.

Doppelpunkt (:)

Der Gender-Doppelpunkt, etwa in „Nutzer:innen“ oder „Wähler:innen“, ist eine barriereärmere Alternative. Er wird von vielen Screenreadern korrekt vorgelesen und gilt deshalb vor allem in digitalen Texten als besonders zugänglich.

Binnen-I

Das Binnen-I, wie beispielsweise in „StudentInnen“ war lange Zeit eine beliebte Lösung, Heute wird es dennoch zunehmend kritisch gesehen, da es nicht-binäre Personen nicht mitdenkt und beim Lesen oft holprig wirkt.

Gender-Gap (_)

Ebenfalls eine Option ist der Gender-Gap, also ein Unterstrich wie in „Autor_innen“. Diese Variante kommt häufig in queeren oder aktivistischen Kontexten zum Einsatz, kann aber beim Lesen etwas sperrig wirken.

Gendergerechte Sprache: Warum viele beim Gendern abwinken

So wichtig gendergerechte Sprache auch ist, ist sie nicht unumstritten. Sternchen, Doppelpunkte oder Pausen im Redefluss wirken für viele gewöhnungsbedürftig, umständlich und unästhetisch. Ein weiterer Kritikpunkt, ist, dass Gendern das Geschlecht in Situationen, wo es eigentlich keine Rolle spielt, überbetonen könnte. Außerdem wird oft darauf hingewiesen, dass sprachliche Verwendung allein keine gesellschaftlichen Probleme lösen kann.

Auch in Sachen Barrierefreiheit ist Gendern ein Thema. Genderzeichen können Texte für manche Menschen, die auf Leichte Sprache angewiesen sind, unverständlich machen. Trotz aller Diskussionen nutzen immer mehr Institutionen gendergerechte Sprache, um ein Zeichen für die Gleichbehandlung und die Sichtbarkeit aller Geschlechter zu setzen.

Von Uni bis Jobanzeige: Hier wird schon gegendert

Geschlechtergerechte Sprache ist längst mehr als nur ein Diskussionsthema. Viele Unis, Behörden und Unternehmen arbeiten mit eigenen Genderleitfäden, um ihre Kommunikation inklusiver zu machen. In den Medien (Podcasts, Nachrichten oder Fernsehbeiträgen) wird gendergerechte Sprache inzwischen nicht nur geschrieben, sondern auch hörbar eingesetzt. Auch Unternehmen achten in ihren Stellenanzeigen bewusst darauf, alle Geschlechter anzusprechen. Auch in Schulen und Hochschulen wird zunehmend gegendert.

Sprache, die alle mitmeint

Gendergerechte Sprache kann Kommunikation fairer, offener und inklusiver gestalten. Indem wir bewusster formulieren, tragen wir dazu dabei, traditionelle Geschlechterrollen zu hinterfragen und Platz für mehr Vielfalt zu schaffen. Ob im Alltag, im Job oder auf Social Media, jede und jeder von uns kann einen Unterschied machen. Und obwohl Sprache nicht alle verändern kann, ist sie ein wichtiger Anfang!

Häufig gestellte Fragen

Was genau ist gendergerechte Sprache?

Gendern trägt dazu bei, dass alle Geschlechter in der Sprache sichtbar sind und niemand ausgeschlossen wird.

Warum ist Gendern wichtig?

Weil Sprache wirkt. Gendern fördert Gleichstellung und Inklusion und zeigt, dass alle Menschen gemeint sind.

Welche Arten des Genderns gibt’s?

Es gibt verschiedene Arten zu gendern, z. B. Gendersternchen (*), Doppelpunkt (:), Binnen-I, Gender-Gap (_), Doppelnennung oder neutrale Begriffe.

Gibt es Kritik am Gendern?

Einige empfinden geschlechtergerechte Sprache als umständlich oder störend im Redefluss. Andere meinen, Sprache allein könne gesellschaftliche Probleme nicht ändern. Sie kann jedoch Denkanstöße geben und genau das ist, was zählt.

Wo wird in der Praxis schon gegendert?

In Universitäten, Medien, Behörden oder Stellenanzeigen ist Gendern schon längst Alltag und trägt dazu bei, ein Umfeld zu schaffen, in dem alle Menschen gesehen und angesprochen werden.

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